neue Jacke

Wir hatten gemeinsam das Bett geteilt.

Vieles konnten wir wunderbar teilen. Gemeinsam Kochen. Gemeinsam Lachen. Manche Filme miteinandander betrachten. Diverse Weine haben uns gemeinsam geschmeckt. Wir sind gern gelaufen und spaziert. Ja. Die Sache mit dem Körper passte uns auch gut.

Kunst war unser beider Passion. Jeder auf seine Weise. Du malend – meins ist zum anfassen.

Ich dachte, na eben so, wie menschliche Beziehungen eben sind. Hoch. Tief. Rauf. Runter. Oben. Unten. Mal dies mehr. Mal das andere weniger. Menschlich. Mal leise. Selten laut. Ist nicht deine Sache.

Gemeinsamer Sport war nicht so unser Ding. Du eher was mit Yoga. Ich eher was mit draußen in der Luft. Mehr oben. Das war dir zu schwindelig. Höhe ist nicht so deine Sache. Durfte ich im Laufe der Zeit bemerken.

Kleidung war jedermeins eigene Meinung. Dein Stil meist abgestimmt. Farblich und passende Schuhe. Meiner eher so nach Art Hawaii bis irgendwelcher Südsee. Bunte Hemden und Hosen. So ähnlich war dann auch unsere Einrichtung, wie wir uns kennen lernten. Andere Stile.

Die Ansichten im Geist dachte ich oft – irgendwie ähnlich.!? (Freigeist trifft tatsächlich nur verbale Romantikerin.)

Mitnichten. Auf einmal warst du ausgezogen. Nicht nackt – wie es mir gefiel. Nein. Weg. Aus dem Haus, der Wohnung. Von heute auf morgen. Dein Plan stand wohl schon lange fest. Wie ich es ab und an erlebe. Heimlich. Still. Leise. Vorbereitet. Kein Kommentar. Und dann einfach: Zack. Weg.

Eine Adresse hast du mir nicht hinterlassen. Perfekt geplant. Ein Nachsendeantrag deiner Post war wohl deinerseits auch schon gestellt. Es kam ab sofort nichts mehr im Briefkasten an.

Irgendwann traf ich dich wieder mal.

Zufall.!?

In meiner Sicht ist der eher zu-fällig. Von Verlegenheit konnte ich bei dir nicht bemerken.

Einer deiner ersten Sätze an mich war: “Oh – du hast ja eine neue rote Jacke an!”

Bemerkenswert.

Wir hatten gemeinsam das Bett geteilt.

Früher. Damals. Vor einiger Zeit.